Leuchtender Superstar, nicht nur im „Indian Summer“
Den Auftakt zu unserer neuen Reihe „Bäume der Heimat“ gebührt zu dieser Zeit niemand anderem, als dem Ahorn, der in diesem Monat seinen ganz großen Auftritt hat. Kaum ein Laubbaum vermag uns auf Grund seiner leuchtenden Herbstfärbung derart in Verzückung versetzen, wie der Acer platanoides, der Spitzahorn, die in unseren Gärten, Städten und Alleen sicher am weitesten verbreitete Ahornart.
Berg-, Feld- und Spitzahorn…
sind die bei uns am häufigsten anzutreffenden Arten des zu den Rosskastanien zählenden Ahorn. Auf der Welt mit über 150 verschiedenen Arten vertreten, stellt das Holz des Ahorn eine mittelschwere Art dar. Es zeichnet sich durch Elastizität, Zähigkeit, aber auch Härte aus. Es weist gute Eigenschaften bei der Bearbeitung, sowie der Oberflächenbehandlung auf und lässt sich gut beizen. Für den Einsatz im Außenbereich ist das Holz auf Grund seiner Empfindlichkeit gegen Nässe nicht geeignet.
Sein Blatt ziert stolz die Flagge Kanadas,
dessen Ureinwohner sich schon früh auf die Kunst der Sirupherstellung verstanden. Dazu wurde der im Frühjahr aufsteigende Saft des Zucker-Ahorns nach Anbohren der Rinde über ein Stöckchen ausgeleitet und in einem Gefäß aufgefangen. Durch Kochen über dem Feuer wurde der Sirup angedickt und weist einen Zuckergehalt von ca. 60% auf. Durch das Karamellisieren entsteht das typische Aroma. Heute sind die Bäume über Plastikpipelines mit einem Sammelcontainer verbunden. Der Saft wir dort abgepumpt und in Fabriken weiter verarbeitet.
Ein Baum mit Geschichte
Der Überlieferung nach soll das trojanische Pferd aus Ahorn gebaut worden sein. Weit weniger spektakulär, aber dennoch von großer Bedeutung, sind die Eigenschaften des Ahorns als Klangholz. Saiteninstrumente, wie Zithern, Harfen, Lauten sowie (Block-)Flöten wurden und werden gerne aus Ahorn gebaut. Auch der berühmte Geigenbauer Antonio Giacomo Stradivari (1644-1737) verwendete Ahorn als Boden für seine Instrumente.
Aber nicht nur damals, sondern auch heute spielt das harte und fast gänzlich abriebfeste Holz des Ahorn im Möbel- und Innenausbau eine Rolle. Die in den 1950er bis Mitte 1960er-Jahren populären Zimmertüren aus mit Ahornfurnier belegter Röhrenspanplatte kennt jeder, der eine Immobilie aus dieser Zeit besitzt. Allerdings neigt Ahornholz zum raschen Vergilben, weshalb es heute weniger für Möbelfronten, sondern für hochwertige Innenverkleidungen verwendet wird. Dort verleiht es durch seine helle, fast weiße Farbe und seiner feinen Maserung dem Möbelstück ein „strahlendes“ Innenleben, welches gerne mit kontrastreichen und lebendigen Hölzern, wie Nussbaum als Möbelaußenseite kombiniert wird. Auch für Intarsienarbeiten eignet sich Ahornholz vorzüglich.
Wer seinen Urlaub gerne im Süden Deutschlands verbringt, kennt die dort weit verbreiteten, aus Massivholz hergestellten Platten der Wirtshaustische, die unbearbeitet bleiben. Die chemischen Eigenschaften, sowie seine Feinporigkeit bewirken, dass selbst der Kontakt mit Lebensmitteln bei entsprechender Pflege kein Problem darstellt. Lediglich stehende Nässe über einen längeren Zeitraum bekommt ihm nicht gut.
Bäume… mehr als Holzlieferanten!
An dieser Stelle möchte ich den geneigten Leser noch auf andere, weniger bekannte Eigenschaften der in dieser kleinen Reihe vorgestellten heimischen Baumarten hinweisen, die einen kleinen Blick über den „Tellerrand“ erlauben. Ich möchte Sie dazu einladen, das Lebe-Wesen Baum aus einem möglicherweise neuen und ungewohnten Blickwinkel zu betrachten.
Medizin und Naturheilkunde
Die Blätter und Blüten des Ahorns sind essbar. Er spielt in der modernen Phytotherapie aber so gut wie keine Rolle mehr. Ihm wird aber traditioneller Weise eine abschwellende und kühlende Wirkung nachgesagt. Die zerriebenen Blätter eignen sich daher gut als Auflage bei Insektenstichen.
Der Ahorn: Ein Baum der Ruhe und Harmonie
Ganz in der unserer Nähe findet man drei Ahorne, die sicherlich noch aus der Zeit des Gutes Frönsberg stammen. Diese stehen direkt an der aus Bredenbruch in die Von-Wrede-Straße einmündende „Waldroute“ in einem Verbund, der einen kleinen „Innenhof“ bildet. Jetzt, wo die Bäume noch Laub tragen, tritt der menschliche Besucher in eine lichte Höhle ein, deren beruhigende und harmonisierende Atmosphäre schnell spürbar wird.
Gönnen Sie sich einen Moment an diesem besonderen Platz, wenn Stress und Hetze das Innere Ihres Kopfes schwirren lassen. Schauen Sie nach Oben oder schließen Sie Ihre Augen und lauschen dem leisen Rauschen der Blätter. Haben Sie keine Scheu, sich an einen der Baumveteranen anzulehnen oder ihn sogar zu umarmen. Keine Sorge, die Äste der Bäume reichen fast bis zum Boden, so dass der Platz gut vor Blicken von außerhalb geschützt ist – versuchen Sie es einfach einmal! Die natürliche Kraft des Ahorns schenkt Ihnen neue Energie, tiefe Erholung und Entspannung und das ganz zu Nulltarif.
Wenn Ihnen dieses kleine Baumportrait gefallen hat, schauen Sie gerne in 4 Wochen wieder vorbei, wenn ich bekannte und weniger bekannte Eigenschaften der Buche zusammentrage. Bis dahin alles Gute und bleiben Sie gesund!
Herzlichst!
Ihre und Eure Monika Lingenberg